Wie man den Lockdown in Riga überlebt
Moin zusammen!
Als ich den letzten Beitrag hier gepostet habe, ging Lettland gerade in den Lockdown und jetzt sind wieder raus, das Daumen Drücken hat also geholfen ;)
Naja, zumindest wurden die Einschränkungen gelockert und Bars, Restaurants, Museen etc. machen wieder auf und ab sofort gilt flächendeckend 2G. Die Einrichtung bleibt aber weiter zu und das wahrscheinlich bis zum Ende des Jahres. Wir arbeiten also weiter digital.
Das läuft bisher übrigens noch nicht ganz optimal. Vor allem die Kommunikation war am Anfang etwas schwierig, da die Direktorin meiner Einrichtung im Urlaub war und ihre Vertretung nicht so gut Englisch spricht. Zudem hatten wir zunächst auch keine Zoom-Konferenzen mit den Kindern und es gab generell nicht so viel zu tun. In der Einrichtung war ich entgegen der ersten Ansagen im Lockdown nur ein einziges Mal, diese Woche aber gleich zweimal, um Geschenke zum Nationalfeiertag für die Bewohner der Sozialwohnungen im Gebäude meiner Einrichtung zu basteln und dann zu verteilen.
Jetzt, wo die Direktorin zurück ist, läuft es aber besser und es gibt auch was zu tun. Diese Woche hatten wir zum Beispiel die erste Zoom-Konferenz mit den Kindern. Außerdem habe ich mich bei einem Projekt einer anderen deutschen Freiwilligen eingeklinkt. Sie hat in ihrem Zentrum über die letzten zwei Wochen Deutschland-Wochen gemacht. Dafür haben wir Videos über deutsche Stereotypen und unsere Kindheit in Deutschland gedreht und auch einige Zoom-Konferenzen dazu gehabt. Die Videos zu drehen war echt lustig und ich denke, den Kindern hat es auch einigermaßen Spaß gemacht.
Ansonsten waren wir viel unterwegs, um dem nicht sonderlich ereignisreichen Alltag im Lockdown zu entfliehen.
Am letzten Oktoberwochenende waren wir beispielsweise mal wieder am Strand, diesmal in Jurmala, ein kleiner Ort etwas außerhalb von Riga. Der Hauptstrand dort ist ein sehr beliebtes Ausflugsziel und dementsprechend sehr touristisch. Wir fuhren aber erstmal etwas weiter raus, um dann am Strand entlang zurück Richtung Zentrum von Jurmala (wo der Hauptstrand liegt) zu spazieren. Diese Strandspaziergänge sind für mich immer sehr gut zum Runterkommen und Entspannen. Jurmala ist zudem auch eine sehr süße, kleine Stadt, ein weiterer Besuch ist also auf jeden Fall eingeplant.
Das Wochenende darauf waren wir dann im Nationalpark Kemeri, etwas weiter raus aus der Stadt als Jurmala. Dort gibt es einen Holzpfad über eine weite Moorlandschaft, die etwas Mystisches an sich hatte, man hätte "Herr der Ringe" hier drehen können. Dort gibt es einen Aussichtsturm, von dem man eine hervorragende Aussicht hat. Es ist wirklich beeindruckend, wenn man alles überblicken kann, weil alles nur Moor ist und kein Baum im Weg steht.
Eine Freundin, die schon einmal dort war, hatte mir als Antwort auf meine Story dazu auf Instagram (@jonas_in_latvia) Bilder von der Landschaft im Sommer geschickt, die ebenfalls sehr schön aussahen, im Sommer geht's also definitiv nochmal hin.
Unter der Woche war ich des Öfteren auch im Mežaparks, einer Parkanlage am Westufer des Kisch-Sees (Ķīšezers auf lettisch) im Nordosten von Riga. Gerade zum Sonnenaufgang ist es dort wunderschön. Es ist übrigens der gleiche See, wo ich kürzlich schon einmal den Sonnenaufgang angeschaut habe, damals war ich allerdings an einer Stelle am Südufer.
Außerdem bin ich viel Fahrrad gefahren während des Lockdowns, vor allem abends.
Die Stadt ist ja sowieso schon sehr schön, aber in der Dämmerung ist sie wirklich der Hammer.
Vor allem, wenn man auf einer der Brücken steht, über den Fluss guckt und links und rechts am Ufer die Lichter der Stadt sieht, verschlägt es dir wirklich den Atem.
Am Donnerstag war nun der lettische Nationalfeiertag. Am 18. November feiern die Letten die Unabhängigkeit vom Russischen Zarenreich vor 103 Jahren. Natürlich wurden die ganz großen Feierlichkeiten wegen Corona abgesagt, aber viele Leute kamen am Freiheitsdenkmal zusammen, um zur Feier des Tages Blumen niederzulegen und die Militärparade anzusehen. Auch ich war mit einigen Freiwilligen dort, um dabei zuzuschauen. Ich fand es vor allem interessant zu erleben, wie der Nationalfeiertag hier gefeiert wird und im Vergleich zu Deutschland wird der Nationalstolz hier deutlich mehr ausgelebt.
Das merkt man auch daran, dass man in den vergangenen Tagen an jeder Ecke eine Lettland-Fahne gesehen hat. Ich habe an einem Tag mal gezählt, an wie vielen Fahnen ich vorbeikomme: Es waren 141!
Für die kommenden Wochen haben Zsófia und ich nun die Aufgabe bekommen, Weihnachtskarten für die Senioren zu gestalten. Damit werde ich nun erstmal beschäftigt sein.
Darüber hinaus hat unsere Koordinatorin uns die Möglichkeit eröffnet, auch mal in einer anderen Einrichtung zu arbeiten. Dabei handelt es sich um eine Einrichtung für Menschen mit psychischer Beeinträchtigung in Madona, einer Kleinstadt 200 km entfernt von Riga. Wir werden alle jeweils zu zweit dort eine Woche zur Probe arbeiten, bei mir ist es in der Woche vom 13. Dezember so weit. Ich bin sehr gespannt, wie die Arbeit dort so ist, weil es natürlich etwas komplett Neues ist. Auch auf die Stadt bin ich gespannt, die Kleinstadt wird sicherlich eine Abwechslung zur Großstadt Riga.
Zudem planen wir für das erste Dezemberwochenende einen Trip in die litauische Hauptstadt Vilnius, um auch mal andere Städte und Länder zu sehen.
Ich bin sehr gespannt auf das, was kommt und halte ich euch hier natürlich weiter auf dem Laufenden, vor Weihnachten werdet ihr auf jeden Fall nochmal von mir lesen.
Uz redzēšanos
Jonas
Hallo Jonas,
AntwortenLöschenimmer wieder schön, von Dir zu lesen. Deine Berichte klingen spannend und ich kann mir die Gegend gerade jetzt so richtig weihnachtlich, feierlich vorstellen. Auch Strandspaziergänge im Winter sind sooo toll! Liegt denn Schnee?
Der rheinländische Winter - also möglichst Nieselregen und feucht-kalt, läßt bei uns immer nicht so richtige Weihnachtsstimmung aufkommen. Es müßte wenigstens mal ordentlich Minusgrade geben, damit sich ein Glühwein richtig anfühlt...
Ich wünsche Dir noch viele spannende Ausflüge und eine schöne Weihnachtszeit
Susi
Hi Susi,
LöschenDanke für den Kommentar. Die Antwort auf meine Frage kriegst du im neusten Beitrag.
Liebe Grüße und frohe Weihnachten
Jonas