Die volle Ladung Skandinavien

Moin zusammen,

Ganz schön viel los gewesen diesen Monat. Aber das wichtigste zuerst: Ich habe Corona gut überstanden und war zumindest den Monat über wieder fit. Jetzt bin ich wieder ein bisschen krank, aber nichts schlimmes, da kommen wir nachher nochmal zu.

Nun erstmal zur Arbeit: Man mag es kaum glauben, aber wir sind wieder im normalen Arbeitsrhythmus, die Kinder sind nachmittags wieder im Zentrum und ich gebe wieder Englischunterricht vor Ort.
Unter der Woche ist jetzt richtig viel los bei mir: Ich arbeite jeden Tag, dienstags gebe ich Englischunterricht im Zentrum (der echt sehr gut besucht ist) und donnerstags noch vor Arbeit von zuhause aus per Zoom. Zudem wechseln Zsófia und ich uns weiter mit der Suppenausgabe ab.
Aber dafür bin ich ja hier und es macht mir auch echt Spaß, auch wenn die Arbeit mit den Kindern echt anstrengend ist. 

Auch mein Lettisch wird langsam besser und ich habe sogar ein wenig Russisch gelernt. Es wird also alles.

Unterwegs war ich auch viel: Anfang des Monats ging es für eine Woche (03.-10.04.) nach Estland, was wirklich ein unglaublich schönes Land ist. Von Riga aus ging es am Sonntagmorgen erstmal nach Pärnu, einer Stadt kurz hinter der lettischen Grenze. Viel gibt es hier nicht zu sehen, aber die Altstadt ist sehr süß und schön, an einem Turm kann man dort auch Mühle in groß spielen. Ebenfalls faszinierend war das (als wir da waren) gefrorene Meer und das obwohl an Land gar kein Schnee mehr lag. Das waren echt beeindruckende Bilder. 




Am späten Nachmittag ging es dann weiter auf Estlands größte Insel Saaremaa, genauer gesagt in die Hauptstadt Kuressaare. Dort war es sehr ruhig, die Stadt ist ein kleiner Ferienort direkt am Meer und außerhalb der Saison ist da nicht viel los. Aber das haben wir genossen. Wir waren viel am Strand, auch wenn es sehr windig und kalt war und haben uns zwei der wenigen Museen der Inselhauptstadt angesehen: Zuerst "Thule Koda", ein Museum über das sagenumwobene Ende der Welt ("Ultima Thule"), das sich laut einiger Sagen und Mythen auf Saaremaa befinden soll, und über den griechischen Seefahrer Pytheas, der sich im 3. Jahrhundert vor Christus auf die Suche nach dem Ende der Welt gemacht hatte. Zudem ging es insgesamt viel darum, was real ist und was nicht.
Dann haben wir noch die große Sehenswürdigkeit, die Ordensburg, besucht, wo wir sogar eine private Führung durch eine sehr nette Dame bekommen haben, obwohl die Burg eigentlich geschlossen war. In der altehrwürdigen Burg gibt es ganz viele verschiedene Ausstellungen: Über die Geschichte Saaremaas, die Tierwelt der Insel, über Partisanen im Widerstand und über Wikinger. Wir durften uns alles anschauen. 

Mittwoch verschlug es uns dann zurück auf das Festland in die estnische Hauptstadt Tallinn. 
Als wir ankamen, dachte ich als erstes: "DAS ist eine Großstadt." Dieses Gefühl habe ich bei Riga, obwohl es die größte Stadt im Baltikum ist, nämlich nie. Tallinn hat ein großes Business-Viertel, das sich bis zum Hafen erstreckt, aber daneben auch eine wunderschöne Altstadt und viele Museen, was dementsprechend den Großteil unserer Zeit in Anspruch nahm. Ich war insgesamt in vier Museen, die ich allesamt sehr interessant fand: Das estnische Meeresmuseum, in dem es um die Geschichte des Schiffes geht; der alte Seeflughafen, wo verschiedenste Boote, Schiffe und mehr ausgestellt werden; das estnischen Okkupations- und Freiheitsmuseum "Vabamu" (estnisch für "Freiheit), das sowohl die Geschichte der Besatzung Estlands durch die Sowjetunion und durch Nazi-Deutschland als auch das Erreichen der Unabhängigkeit thematisiert; und einen Teil der alten mitteralterlichen Stadtmauer samt dem Turm "Kiek in de Kök", wo es verschiedene Ausstellungen rund um die alte Stadtmauer gibt. Die Museen waren wahrscheinlich das, was mir in Tallinn am besten gefallen hat. Was mir nicht so gefallen hat, war, dass die Strandpromenade eine große und viel befahrene Straße ist, wodurch die Strandatmosphäre ein bisschen verloren geht. Trotzdem hat Tallinn mir insgesamt ganz gut gefallen, aber es gab eine Stadt, die mir noch etwas besser gefallen hat... 

Am Samstag haben wir mit der Fähre nach Helsinki übergesetzt und die Stadt hat mein Herz in einem Schlag erobert. Vielleicht war es die Ähnlichkeit zu Hamburg (eine meiner Lieblingsstädte), vielleicht war es die Tatsache, dass Samstag, der einzige Tag auf dem Trip war, auf dem wir ansatzweise gutes Wetter hatten oder vielleicht weil mich die Insel Suomenlinna, die vor Helsinki liegt, an Kulissen aus Game of Thrones (eine meiner Lieblingsserien) erinnert hat. Auf jeden Fall fand ich den Vibe der Stadt sehr cool und ich möchte auf jeden Fall wiederkommen, weil wir aufgrund der kurzen Zeit natürlich nicht alles gesehen haben, aber zumindest das Olympiastadion habe ich noch geschafft.


Was ich insgesamt sehr spannend fand, ist, dass Estland quasi schon Skandinavien ist: Vor allem, als ich durch Pärnu gelaufen bin, dachte ich, ich wäre in einem Astrid Lindgren-Roman und in Finnland (was ja bekanntermaßen Skandinavien ist) sah es auch sehr ähnlich aus. Dabei gehört Estland eigentlich zum Baltikum...
Nach einer wundervollen Woche und einem der besten Urlaube, den ich je hatte, ging es am Sonntag wieder zurück nach Riga.

Am nächsten Wochenende stand dann Ostern an. Unter der Woche hatten wir mit den Kindern schon Eier gefärbt (typisch lettisch mit Zwiebelwasser), ansonsten haben wir die Feiertage aber sehr ruhig verbracht. Samstagabend waren wir in der Kirche, ich habe fürs Osterfrühstück Osterzopf gebacken und meine ungarische Mitbewohnerin hat ein leckeres Ostermenü gezaubert. Sonntag- und Montagábend war ich außerdem an einem See, wo eine sehr schöne Videoshow gab. Das Wetter war zudem auch frühlingshaft, sodass ich Ostern hier echt sehr genossen habe. 




Mit der Woche in Estland war meine Reiselust (nach Skandinavien) übrigens noch nicht getilgt. Ihr erinnert euch, dass meine Coronainfektion meine Reise nach Norwegen verhindert hat. Diese habe ich am letzten Wochenende (22.-25.4.) nachgeholt. Es ging auch erst gut los: Ich bin morgens in Sandefjord gelandet, bin dann erst nach Oslo gefahren, habe mir dort ein bisschen die Stadt angesehen und bin dann weiter zu meinem Kumpel gefahren, den ich übers Wochenende besucht habe. Er wohnt in einem Dorf am größten See Norwegens und es sieht dort so aus, wie man sich Norwegen vorstellt. Das Problem war nur: Im Laufe des Abends wurde ich krank und Samstag ging es mir richtig schlecht. Wahrscheinlich ein grippaler Infekt oder so, den ich mir auf der Arbeit eingefangen hatte. Das ist im Urlaub natürlich eher unpraktisch. Sonntagabend waren eir dennoch mit einigen Freunden meines Kumpels grillen, was sehr nett und die Landschaft dort im Sonnenuntergang war umwerfend.

Die Krankheit schleppe ich jetzt mehr oder weniger seit einer Woche mit mir rum, es ist aber seit Anfang der Woche eigentlich nur noch eine Erkältung gewesen, also alles halb so wild.

Bis ich zurück nach Deutschland komme, sind es jetzt nur noch drei Monate, die Zeit fliegt wirklich, für mich scheint das noch ewig weit weg und das ist auch gut so, mir gefällt es nämlich weiterhin sehr gut hier. :)

Uz redzēšanos

Jonas

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